Die Tennisabteilung des SV Rosellen schließt sich dem breiten Protest gegen die vom Deutschen Tennis Bund geplante Einführung der Wettkampfgebühr – auch bekannt als "tennis.de PLUS" – an.

Stellungnahme Wettkampfgebühr

Der DTB plant ab dem Jahr 2024 die Einführung einer verbindlichen Wettkampfgebühr von 20 Euro für alle Spielerinnen und Spieler ab 11 Jahren, die mindestens einen Einsatz in Wettkämpfen absolvieren (zur offiziellen Stellungnahme des DTB). Wird die Gebühr nicht bezahlt, soll das Mitglied die Spielberechtigung verlieren. Zum Vergleich: Bisher galt die Regel, dass jeder Verein in jedem Jahr für jedes erwachsene Mitglied 1,60 Euro und für jedes jugendliche Vereinsmitglied 85 Cent Lizenzgebühr sowie 5,25 Euro (Erwachsene) bzw. 3,25 Euro (Jugendliche) Mitgliedsbeitrag entrichten musste, egal, ob es gespielt hat, oder nicht. Der Verband begründet die Systemumstellung samt kräftiger Erhöhung u. a. damit, die Förderung einer digitalen Plattform sowie anderer Schlagsportarten wie Padel-Tennis vorantreben zu wollen.

Die Tennisabteilung des SV Rosellen erkennt an, dass der DTB und seine Landesverbände in Zeiten hoher Inflation und richtungsweisender konzeptioneller Entscheidungen mehr Geld benötigen. Allerdings hält sie das vorgeschlagene Konzept für ungeeignet und stellt sich aus folgenden Gründen gegen den Vorschlag:

1) Bedauerlicherweise wurde das Konzept heimlich, still und leise vom DTB und seinen Mitgliedsverbänden erarbeitet, ohne die Basis (die Vereine sowie über 1 Million Spielerinnen und Spieler) miteinzubeziehen. Erst ein Leak des TVN-Bezirks 2 am 10. April brachte die Pläne an die breite Öffentlichkeit. Die Kritik an den Vorschlägen war schon zu diesem Zeitpunkt groß, vonseiten des Tennis-Verbands Niederrhein und anderer Landesverbände wurde versichert, die Beratungen seien noch nicht abgeschlossen und es gebe noch Redebedarf. Im Zuge der offiziellen Projektvorstellung des DTB am 26. April zeigte sich jedoch, dass das Konzept im Grunde vollumfänglich bestehen blieb. Kein einziger Kritikpunkt wurde eingearbeitet. Geplant ist, dass der DTB sein Vorhaben auf der kommenden außerordentlichen DTB-Mitgliederversammlung am 22. Juli beschließen möchte. Stimmberechtigt sind seine Landesverbände, also genau jene Institutionen, die das Konzept selbst mit erarbeitet haben. Ursprünglich sollte die Thematik nicht einmal Thema auf der Mitgliederversammlung des TVN sein. Die Tennisabteilung des SV Rosellen hält dieses Vorgehen bei einem so wichtigen Beschluss für absolut inakzeptabel.

2) Die Gebühr ist deutlich zu hoch. Der DTB schreibt im Konzept zwar, dass es den Vereinen überlassen sei, ob sie die Wettkampfgebühr für ihre Spielerinnen und Spieler weiterhin selbst entrichten möchten oder ob sie ihre Mitglieder die Gebühren künftig selbst zahlen lassen wollen, allerdings ist die Annahme, dass die meisten Vereine ohne zusätzliche Erhöhung der Mitgliedsbeiträge einen solchen Mehraufwand stemmen könnten, realitätsfern. Am Ende zahlen so oder so die einzelnen Mitglieder. Ein lesenswerter Kommentar zur Finanzierung des DTB-Konzepts findet sich unter: https://weidlichstenniswelt.com/das-neue-konzept-der-dtb-finanzierung-ein-kommentar/.

3) Das neue Konzept torpediert die Jugendförderung sowie die Einbindung neuer Ergänzungspielerinnen und -spieler. Manche Familien, die sich noch damit beschäftigen, welche Sportart für ihre Kinder geeignet ist, würden es sich ganz genau überlegen, ob ihnen ein einfacher Doppel-Einsatz 20 Euro wert ist. Eine Tennisfamilie mit zwei Elternteilen und drei Kindern ab 11 Jahren müsste unter Umständen 100 Euro bezahlen. Nicht alle können und wollen sich das leisten, was der Nachwuchsarbeit einen Bärendienst erweist. Auch für die Erwachsenen-Teams ergeben sich Probleme: Durch das neue Konzept besteht die Gefahr, dass sich Mannschaften verkleinern. Werden Spielerinnen und Spieler noch für einen einzelnen Termin aushilfsweise einspringen, wenn sie das 20 Euro kostet? Wirft eine Mannschaft im letzten Saisonspiel einen neuen Akteur oder eine neue Akteurin wirklich noch für ein Doppel rein, um diesem/dieser Spielpraxis zu verschaffen? Wenigspielende müssten letztlich mit dem Konzept des DTB für Vielspielende bezahlen. Der nicht zu verstehende geplante Wegfall der LK-Turnier-Grundgebühr unterstreicht dies noch einmal. Aus Sicht der Tennisabteilung des SV Rosellen, die sich als Vertreterin des Amateursports für Viel- UND Wenigspielende versteht, ist dies nicht hinnehmbar.

4) Der mit dem neuen Konzept verbundene organisatorische Aufwand für die Vereine steht in keinem Verhältnis zum Ertrag. Abgesehen von den oben bereits angesprochenen Problemen, die sich für die Vereine in Zukunft stellen würden, ergeben sich noch weitere Herausforderungen – bspw. die Kommunikation an die Mitglieder, sich eine "tennis.de PLUS"-Mitgliedschaft zulegen zu müssen oder das Hinterherlaufen der Vereinsverantwortlichen hinter Mitgliedern, die (aus welchen Gründen auch immer) ihren Beitrag nicht rechtzeitig überweisen konnten. Hier verfestigt sich der Eindruck, dass bei der Erstellung des Konzepts nicht an den Alltag von Ehrenamtlichen gedacht wurde, die bereits jetzt einen nicht zu unterschätzenden Anteil ihrer Freizeit für den Tennissport aufopfern. Ganz davon abgesehen ist bisher im Zuge der offiziellen Verlautbarungen nicht deutlich geworden, wo der größere Nutzen einer "tennis.de PLUS"-Mitgliedschaft im Vergleich zum aktuellen Premium-Account auf "mybigpoint" liegen soll und ob die geplanten Leistungen der neuen Plattform eine derart große Wettkampfgebühr wirklich rechtfertigen.

Wenig überraschend hat sich mittlerweile bundesweiter Protest gegen das DTB-Konzept erhoben. Der Tennis-Verband Niederrhein hat das Thema nachträglich auf die Tagesordnung seiner Mitgliederversammlung am 8. Mai um 19:00 Uhr in Essen gesetzt, was die Tennisabteilung des SV Rosellen ausdrücklich begrüßt. Zugrunde liegt dem Ganzen ein Antrag der Tennisvereine Tennisclub Rot-Gold Voerde, TC Raadt und TC Raffelberg Mülheim, der erreichen möchte, dass der TVN sich künftig in allen DTB-Gremien sowie auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung des DTB gegen die Wettkampfgebühr aussprechen soll. Die Tennisabteilung des SV Rosellen unterstützt diesen Antrag vollumfänglich und wird ein stimmberechtigtes Mitglied zur Mitgliederversammlung des TVN entsenden.

Für Rückfragen steht die Tennisabteilung gerne unter der E-Mail-Adresse Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. zur Verfügung.