Winterpause im Jugendfußball. Einmal die Zeit mit dem Chef der Jugendabteilung ein Interview zu führen. Am Beginn der 2010er hat die Jugendabteilung mit dem sog. Leistungsprinzip eine Umsteuerung vorgenommen, mit dem Ziel die Jugendmannschaften im Fußballkreis mehr nach oben zu bringen und über den Unterbau auch die Seniorenmannschaften zu stärken.
Daher die Gelegenheit mal das letzte Jahrzehnt Revue passieren zu lassen.

svensolka

Jugendfußball im SV Rosellen:

Lieber Sven, du bist ja nach einigen Jahren als Trainer, stellvertretendem Jugendleiter nun seit knapp zwei Jahren Jugendleiter. Das Jahrzehnt geht jetzt zu Ende. Wo steht die Fußballjugend des SV Rosellen?

Sven Solka:

Wir haben uns eine solide Basis geschaffen, streben an, dass wir in jedem Jahrgang mindestens zwei Teams in guter Mannschaftsstärke zu haben. Das ist uns noch nicht ganz gelungen. Qualitativ ist noch Luft nach oben.

Jugendfußball im SV Rosellen:

Vor ca. zehn Jahren wurde im SV das Leistungskonzept eingeführt. Es hat sich im Großen und Ganzen bewährt, teilweise hatten wir in der A- bis zu D-Jugend unsere Mannschaften in der Leistungsklasse. Aber gerade in der A-Jugend stagniert es gerade ein wenig. In der letzten Saison wurde die Mannschaft zurückgezogen, in dieser Saison sind die 2001er und 2002er auch nicht besonders stark und die B1 hat überwiegend den jüngeren 2004er Jahrgang.

Wie sieht denn dort die Perspektive aus?

Sven Solka:

Für die 2001er hatten wir viele auswärtige Spieler gewonnen. Aus diversen Gründen sind die uns weggebrochen und zu anderen Vereinen gegangen. Das hat dann quasi eine Kettenreaktion ausgelöst. Nun müssen wir hier wieder neu aufbauen. Die Durststrecke werden wir nicht sofort überwinden können.

Der neue Trainer Luca Reeb, der bis zur letzten Saison selbst noch A-Jugend gespielt hat, hat aber nun seinen Kader von zwölf, dreizehn Spielern schon wieder auf über 20 ausgebaut.

In der B- und C-Jugend haben wir auf den jüngeren Jahrgang gesetzt, die beide die Leistungsklasse erreicht haben und gar nicht so unerfolgreich spielen. Hier wird für die nächste Saison das Ziel Sonderliga sein.

Jugendfußball im SV Rosellen:

Stichwort Sonderliga. Bisher ist es dem SV noch nicht gelungen, mit einer Mannschaft die Sonderliga oder gar die Niederrheinliga zu erreichen.

Sven Solka:

Die Sonderliga müssen wir natürlich im Blick haben, aber nicht nur als einmaliges Ereignis, sondern wir wollen uns da auch festsetzen und über mehrere Jahre dort spielen, dafür brauchen wir aber auch eine entsprechende Kontinuität und vor allem Trainer, die auch über C- / B-Lizenzen und Erfahrung verfügen und die jungen Spieler entsprechend ausbilden können. Insofern streben wir an, dass unsere Trainer mehr und mehr auch höherwertige Lizenzen erwerben, die natürlich der Verein bezahlt. Damit können wir dauerhaft unsere Qualität steigern und somit das Ziel Sonderliga erreichen.

Die Niederrheinliga ist dann noch mal ein großer Sprung, da braucht man über viele Jahre einen langen Atem, damit man über langjährige Förderung junge Spieler so heranführt, dass sie dann in der B- und A-Jugend dort spielen können. Das sehe ich zurzeit noch nicht.

Jugendfußball im SV Rosellen:

Der Unterbau für die nächsten Jahre ist doch da, wenn wir uns unsere F- und G-Jugendmannschaften anschauen. Da gibt es weiterhin die Breite. Oder?

Sven Solka:

Das Interesse ist weiter groß. Wir haben schon mit 17 und 19 Spielern in den Jahrgängen 2014 und 2015 aufgebaut und teilweise im Spielbetrieb.

Sogar Anfragen für den 2016er Jahrgang liegen vor. Warteliste gibt es kaum, wir können das durch unsere Mannschaften und auch neue Trainer, die meist aus der Elternschaft oder älteren Spielerjahrgängen kommen, aufbauen.

Jugendfußball im SV Rosellen:

Kommen wir mal zum Seniorenfußball. Du bist auch stellvertretender Abteilungsleiter. Konnten den für den Seniorenbereich in den letzten Jahren tatsächlich aus der Jugend Spieler sich dort etablieren?

Sven Solka:

Meist gelingt zwei bis drei Spielern pro Jahr der Sprung von der A-Jugend in den Seniorenbereich. Mit Hendrik Aßhorn, Sven Nitsch, Julian Schnock, Daniel Urban, Moritz Arndt und Maxi Gatnar möchte ich exemplarisch paar Jungs nennen, die sich fest in der 1. Herrenmannschaft etabliert haben und hier im Verein gewachsen sind. Unsere Kader in der Kreisliga A ist der zweitjüngste, auch hier zeigt sich unsere erfolgreiche Nachwuchsarbeit.

Jugendfußball im SV Rosellen:

Wie siehst du die weitere Entwicklung der 1. Mannschaft in der Kreisliga A. Nach dem Erfolg im letzten Jahr spielt die Mannschaft jetzt nur im Mittelfeld.

Sven Solka:

Leider haben viele Mannschaften in der letzten Zeit ihr Engagement in der Bezirksliga aufgegeben, so dass nun acht bis zehn Mannschaften in der Kreisklasse A sind, die um den Aufstieg spielen können. Unserer jungen Mannschaft fehlt es da noch an Erfahrung und manchmal auch Cleverness da auf Augenhöhe mitzuspielen. Der neue Trainer hat eine klare Entwicklungsperspektive. Ziel muss es sein, dass wir hier in zwei bis drei Jahren den Aufstieg in die Bezirksliga schaffen können.

Jugendfußball im SV Rosellen:

Ein Hauptmotor im Jugendbereich ist immer auch das erfolgreiche Pfingstturnier. Für 2020 ist schon die 100er Marke überschritten. Sind nach zehn Jahren auch hier die Grenzen des Wachstums erreicht?

Sven Solka:

Maximal gibt unser Raster Platz für 138 Mannschaften. Bisher haben wir 103 Anmeldungen. Mehr scheitert am Platz und an der zur Verfügung stehenden Zeit. Außerdem wird leider die Bereitschaft auch der Eltern unserer Mannschaften immer geringer, sich da zu engagieren. Aber das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, was nicht nur den Sport trifft, sondern viele Vereine und Institutionen.

Jugendfußball im SV Rosellen:

Gibt es Neuerungen für das Pfingstturnier 2020?

Sven Solka:

Natürlich gibt es mal das eine oder andere, was sich ändert; das ist aber alles noch in der Planung. Ansonsten bleiben wir bei unserem bisherigen Erfolgskonzept, was sich bewährt hat und uns eben auch den großen Zuspruch so vieler Teams Jahr für Jahr bringt.

Jugendfußball im SV Rosellen:

Wie geht es mit dem Platz weiter? Der Rat hat vor 14 Tagen ein Moratorium für Kunstrasenplätze beschlossen, was aber unter zwei Ausnahmen, nämlich Eigenmittel des Vereins und Platzbedarf für andere Projekte, zulässt. Das sieht fast nach einem Lex SV Rosellen aus, denn auf dem großen Ascheplatz scheint eine Kita geplant und man könnte darüber ein mögliches Baugebiet „Schwarzer Graben“ erschließen.

Sven Solka:

Wir warten auch immer noch auf die Bodenprobe für unsere Ascheplätze. Je nach Ausgang müssen die umfangreich saniert werden. Dann dürfte es sogar günstiger sein, einen weiteren Kunstrasenplatz weiter oben neben dem Vereinsheim zu errichten.

Wir würden uns als Verein beteiligen und haben sogar einen Sponsor. Nun hoffen wir, dass es nicht zu lange dauert, dass dieser eventuell vorher abspringt.

Jugendfußball im SV Rosellen:

Kunstrasenplätze sind auch aus Umweltgründen ein wenig in Verruf geraten. Wie sieht es mit dem Granulat in Rosellen aus?

Sven Solka:

Das weiß ich noch nicht so genau. Das Granulat ist vor zuletzt zwei bis drei Jahren abgekehrt und ausgetauscht worden. Wahrscheinlich noch nach alten Umweltstandards. Ich denke aber, dass beim nächsten Tausch auch das neue Granulat aktuellen Umweltstandards genügt. Beschwerden oder Nachfragen dazu gab es bisher aber auch nicht.

Jugendfußball im SV Rosellen:

Wir stehen je nach Sichtweise vor einem neuen Jahrzehnt[1]. Wo steht den der Fußball des SV Rosellen am Ende des neuen Jahrzehnts, also in zehn Jahren?

Sven Solka:

Zunächst sollte es so weiterlaufen wie bisher. Dazu sollte es leichte Steigerungen geben, Schritt für Schritt nach vorne. Jugendmannschaften in der Sonderliga, die 1. Herrenmannschaft in der Bezirksliga, die Frauen weiter auf Erfolgskurs.

Für uns in der Fußballjugend ist es wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen Bewegung und Sport haben und nicht nur einsam vor der Konsole hängen. Dazu über die Mannschaften Freundschaften und Gemeinschaften. Unsere Schützenbruderschaften und Heimatvereine in Rosellerheide, Allerheiligen und Rosellen profitieren auch durch die Neugründungen von Zügen aus unseren Jugendmannschaften zurzeit.

Jugendfußball im SV Rosellen:

Die Weiterentwicklung der Siedlungsgebiete, die zwar in den Plänen steht, stagniert ein wenig. In Allerheiligen hätte bereits 2020 das Gebiet Kuckhof begonnen werden sollen, in Rosellerheide ist wegen vielerlei Interessen ein Moderationsverfahren vorgeschaltet. Bis es also wirklich weitergeht, werden noch ein paar Jahre vergehen. Geht da dem Jugendfußball nicht bald der Nachwuchs aus?

Sven Solka:

Auch in den vorhandenen Entwicklungsgebieten gibt es erst einmal für die nächsten Jahre noch viele Kinder, was man ja an den Auslastungen der Kitas sehen kann. Außerdem haben wir im Neusser Süden immer schon den Blick auch in die Nachbarstadtteile und auch den Dormagener Norden gelegt. Wir haben sogar Spieler, die aus der Furth nach Rosellen kommen. Wir sind eben ein großer und attraktiver Verein.

Allerdings muss man auch sehen, dass durch die neuen Kunstrasenplätze in Gnadental und Norf auch diese Vereine wieder attraktiver geworden sind.

In den nächsten Jahren wird es aber auch hier im Neusser Süden / Dormagener Norden die eine oder andere „Bereinigung“ geben. Schon jetzt sieht man, dass einige Vereine nur noch ab den höheren Jahrgängen über Zweier- oder Dreierspielgemeinschaften noch den Spielbetrieb erreichen können. Daher müssen wir – wie schon gesagt – eine attraktive Platzanlage, qualifizierte Trainer und hohe Spielklassen vorweisen können. Dann sind wir auch für Spieler von außen attraktiv.

In einzelnen Jahrgängen muss man auch mal überlegen und Gespräche führen, ob sich für uns in den oberen Jahrgängen, wenn wir alleine nicht stark genug sind, eine Spielgemeinschaft mit Nachbarvereinen anbietet.

Jugendfußball im SV Rosellen:

Zum Schluss – wir hatten gerade Weihnachten. Da darf man sich was wünschen!

Was wäre denn der größte Wunsch des Jugendleiters Fußball des SV Rosellen?

Sven Solka:

Die Zusage für einen weiteren kleinen Kunstrasenplatz. Wir haben viel mehr Mannschaften als die umliegenden konkurrierenden Vereine. Manchmal sagen mir potentielle Spieler und Trainer, mit denen wir Gespräche führen, in xyz hätte ich aber jedes Training auf Kunstrasen, in Rosellen immer eins auf Asche oder es fällt sogar aus.

Natürlich nehmen wir auch einen zweiten großen Kunstrasenplatz…

Jugendfußball im SV Rosellen:

Lieber Sven, vielen Dank für das ausführliche Interview.

Dir und deiner Familie wünschen wir ein gutes Neues Jahr.

Dem Jugendvorstand, aber auch insgesamt der Fußballabteilung des SV Rosellen weiterhin eine gute Hand und positive Entwicklungen für das kommende Jahrzehnt.

 

[1] Da es offiziell kein Jahr 0 der Zeitrechnung gab, fängt das neue Jahrzehnt nicht mit dem Nulljahr, also 2020 an, sondern erst mit dem Ende des zehnten Jahres, also zum 1.1.2021. Dennoch betrachten viele einfach den Wechsel der Zehnerziffer als Jahrzehntwechsel.